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Magnus von Wedderkop, früher auch Wedderkopp, Wedderkopf(f) oder Wedderkopfius (* 26. Oktober 1637 in Husum; † 16. Januar 1721 in Hamburg), war ein Rechtsgelehrter, schleswig-holsteinischer Staatsmann und Politiker. Leben und Wirken Wedderkop entstammte einer in Brabant und Gelderland ansässigen Adelsfamilie. Sein Vater, der Baron Henning Wedderkopf, war in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges als ehemaliger Offizier unter Wallenstein nach Husum gekommen, wo er sich als Kaufmann und Kupferschmied niederließ. Dieser heiratete dort Anna Andersen, die Tochter eines jütländischen Bürgers. Magnus von Wedderkop ließ sich vom Kaiser Leopold I. 1683 erneut einen Adelsbrief ausstellen.[1] Seine jüngeren Brüder waren Thomas Wedderkopf, Advokat in Husum, Gabriel Wedderkop, Hauptpastor und Propst in Kiel, und Henning Wedderkopf, Landgerichtsnotar in Schleswig. Werdegang Er besuchte zunächst die Husumer Gelehrtenschule und dann das Katharineum zu Lübeck, das zu diesem Zeitpunkt Lateinschule war. Er verdiente sich durch Musikunterricht seinen Unterhalt. Danach studierte er Philosophie und Rechtswissenschaften an den Universitäten Helmstedt und Jena. In Jena wurde er von Erhard Weigel in der Philosophie und Mathematik sowie von Johann Strauch II. und Georg Adam Struve in der Rechtswissenschaft beeinflusst. Ab 1661 war er als Erzieher für die Lübecker Patrizierfamilie Brömbsen tätig und begleitete zwei Söhne von Gotthard Broemse an die Universität Heidelberg und anschließend auf die damals übliche Grand Tour nach Italien und Frankreich. 1664 wurde er Dozent für Staats- und Lehnsrecht an der Universität Heidelberg und dort vom Kurfürsten Karl I. Ludwig zum Professor ernannt. Er erhielt dort 1669 einen Ruf als Nachfolger von Heinrich Michaelis zum Professor des Codex durch Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf an die Juristische Fakultät der neugegründeten Christian-Albrechts-Universität in Kiel, dem er Folge leistete. An dieser war er 1672 Prorektor. Wedderkop wurde Syndikus des Lübecker Domkapitels und Rat des Fürstbischofs von Lübeck. Im Jahr 1675 erwarb er das Gut Seegard auf Pellworm. Ein Jahr später, im März 1676, wurde er vom Herzog als Hof- und Kanzleirat des Lübecker Bischofs August Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf an den Gottorfer Hof in Schleswig berufen. Am 16. April 1683 heiratete er Magaretha Elisabeth Pincier (1661–1731), die Tochter des von König Karl XI. von Schweden geadelten dänischen Hofrats Ludwig (von) Pincier, Urenkelin des Domdechanten Ludwig Pincier und Schwester von Johann Ludwig von Pincier. Mit der Heirat wurde er auch Canonicus, Domherr in Lübeck. Von sieben in der Ehe geborenen Kindern starben vier bereits im Kindesalter. Ihre Tochter Anne Wedderkop heiratete den britischen Gesandten in Hamburg und beim Niedersächsischen Reichskreis Sir Cyril Wyche.[2] Die beiden Söhne Gottfried von Wedderkop und Friedrich Christian von Wedderkop heirateten am 3. Januar 1716 in einer Doppelhochzeit die beiden Töchter von Johann Ludwig von Pincier. Im Dienste von Schleswig-Holstein-Gottorf Wedderkop wurde 1682 herzoglicher Land- und Kammerrat. Als Politiker verstand er es, dem vom Königreich Dänemark als mächtigem Nachbarn bedrohten Gottorfer Herzogtum die Unabhängigkeit zu bewahren und im Zuge des Friedens von Nimwegen (1678/79) die kaiserliche Gunst für diese Sache zu erlangen. Einer seiner Erfolge war der Altonaer Vertrag 1689, mit dem der Herzog Christian Albrecht seine Ländereien von Dänemark zurückerhielt. 1691 kaufte Wedderkop das Amt Steinhorst von Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf ab. Karl XII., der König Schwedens, ernannte ihn 1693 zum Etatsrat und am 23. November 1693 erfolgte die schwedische Adelsnaturalisation als „v. Wedderkop“ und Introduktion bei der Adelsklasse der Schwedischen Ritterschaft unter Nr. 1282. Ein Jahr später, nach dem Tode des Herzogs Christian Albrecht, wurde Wedderkop unter Herzog Friedrich IV. Präsident des Geheimen Rats, also Ministerpräsident des Herzogtums Gottorf. Sein Schwager Johann Ludwig von Pincier wurde sein Stellvertreter. Zu dieser Zeit erwarb Wedderkop auch Tangstedt. Friedrich IV. übertrug ihm am 23. Februar 1695 das Amt des General-Erbpostmeisters auf Lebenszeit und verlieh ihm das Erbrecht an seine männlichen Nachkommen, die es ebenfalls auf Lebenszeit erhalten sollten. 1702 erwarb Wedderkop Moisling bei Lübeck. Wedderkop versuchte politisch das durch den Frieden von Traventhal gewonnene stabile und freundschaftliche Verhältnis zu Dänemark zu erhalten, geriet aber mit dieser Haltung zunehmend in Konflikt mit seinem aufsteigenden Widersacher Georg Heinrich von Görtz und dessen ausgeprägtem Machtbewusstsein, dem er schließlich zum Opfer fiel. Dieser hatte nach dem Tod von Herzog Friedrich IV. im Jahr 1702 das bessere Verhältnis zum Administrator des Herzogtums, Fürstbischof Christian August von Lübeck, gefunden, der ein ausschweifendes Leben, zugleich aber die Regierungsgeschäfte für den erst zweijährigen Herzog Karl-Friedrich führte. Aufwind bekam Wedderkop vorübergehend durch eine von Stockholm aus veranlasste Untersuchung der Finanzen des Herzogtums, die die Verschwendung des Administrators und die Ausplünderung des Landes durch Georg Heinrich von Görtz offenlegte. 1706 wurde Wedderkop, der als Förderer des Pietismus galt, zusammen mit dem Generalsuperintendent Heinrich Muhlius Visitator der Universität Kiel. Gemeinsam erließen sie 1707 das von pietistischem Geist geprägte Reglement zur Auffnahm der Studien.[3] In seiner Freizeit ging er mit seinen Freunden Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel seiner Liebe zur Musik nach.[4] Fall Grabkapelle im Lübecker Dom Mit dem Tod von Hedwig Sophia von Schweden im Jahr 1708, der Witwe des 1702 in der Schlacht bei Klissow gefallenen Herzogs Friedrich IV., sah sich Wedderkop zunehmend schutzbedürftiger und zog sich sicherheitshalber in sein Palais am Neuen Wall in Hamburg zurück. Am 19. Dezember 1709 ließ Wedderkop sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen dennoch zu einer Sitzung des Geheimen Rates nach Schloss Gottorf locken, wo der 72-Jährige freundlich empfangen, im Anschluss an ein Diner mit dem Administrator jedoch nachts verhaftet und auf die Festung Tönning gebracht wurde. Die Verhaftung erfolgte ohne Gerichtsurteil und gerichtliche Untersuchung. Interventionen des Kaisers, des schwedischen und des dänischen Königs zugunsten Wedderkops wurden mit der Begründung zurückgewiesen, dass es sich um einen Kriminalfall handele. Eine Anklageschrift wurde nicht verfasst, und trotz der 1710 an alle Untertanen ergangenen Aufforderung, Klagen und Beschwerden gegen Wedderkop vorzubringen, kamen keine ausreichenden Beweise zusammen. Da eigentlich keine belastenden Umstände gegen Wedderkop vorlagen, gestaltete sich der Prozess schwierig, wurde aber dennoch als ein Stück fragwürdiger Kabinettsjustiz 1713 im Laufe des Nordischen Krieges mit einem Todesurteil gegen Wedderkop abgeschlossen. Zacharias Wolf erhielt den Befehl vor der Übergabe von Tönning Wedderkop mit dem Strange oder mit dem Schwerte zum Tode bringen zu lassen. König Friedrich IV. von Dänemark belagerte 1713 mit seinen Verbündeten die in der Festung Tönning eingeschlossenen schwedischen Truppen unter Magnus Stenbock. Erst mit der Kapitulation am 7. Februar 1714 und Übergabe der Festung kam Magnus von Wedderkop wieder frei. Die restlichen Lebensjahre verbrachte er in Hamburg im Haus Speersort 12/14 des Herzogs mit dem Versuch, seine Vermögensangelegenheiten zu ordnen, denn sein Palais am Neuen Wall war von Görtz beschlagnahmt worden. Wedderkop ließ seine persönliche Bibliothek durch Magnus Crusius beaufsichtigen. 1716 erging ein Mandat von Kaiser Karl VI., das die Rückerstattung aller Vermögenswerte befahl. Am 1. Juli 1719 verlieh der Herzog von Holstein Wedderkop und seinen Erben als Ersatz für das erlittene Unrecht das Amt Tremsbüttel zur Nutznießung auf 30 Jahre. Görtz trat in die Dienste des Königs Karl XII. von Schweden. Nach dessen Tod wurde er 1718 unter Anklage gestellt und am 2. März 1719 enthauptet. Der Zivilrechtsstreit mit den Erben von Görtz wurde noch von Wedderkops Erben lange Jahre nach seinem Tod fortgesetzt. Wedderkop wurde am 28. Februar 1721 in der barock ausgestalteten von Wedderkop-Kapelle im südlichen Seitenschiff des Lübecker Doms bestattet, die heute noch mit den schlichten Sarkophagen aus grauem Marmor erhalten ist. Seine Frau folgte ihm zehn Jahre später. Die Kapelle wurde von Wedderkop, der auch Domherr in Lübeck war, 1697 erworben. Die Inschrift weist auf seine Güter als Erbherr auf Gut Steinhorst, Tangstedt und Moisling hin. Über dem 1748 fertiggestellten Portal ist das Familienwappen in weißem Marmor angebracht. Nach seinem Tod Wedderkop wurde zum Stammvater einer ganzen Reihe von Juristen, Offizieren und Diplomaten im Dienste Dänemarks, Schwedens und später Preußens. Laut Hamburger Abendblatt vom 12. November 1962 war Magnus von Wedderkop, in der sechsten Generation nach ihm, der letzte Träger des Namens von Wedderkop.[5] Trivia Heinrich Schepers folgert aus einem Briefwechsel zwischen Wedderkop und Gottfried Wilhelm Leibniz, dass dieser hier bereits die Argumentationselemente anwendet, die er später zur Lösung der Theodizee-Frage nutzte.[6] Der Briefwechsel ist Teil des 2007 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommenen Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz.[7] Der Konflikt zwischen Görtz und Wedderkop wird kurz im historischen Roman Die Walfängerbraut von Karla Weigand behandelt.

Kupferschmied Dieser Artikel behandelt sowohl den Kupferschmied als Handwerker, als auch die Kupferschmiede als Werkstatt. Zu Personen mit dem gleichnamigen Familiennamen siehe Kupferschmied (Begriffsklärung). Kupferschmiede (Dinandier) bei der Arbeit im letzten Messinggeschirr in Dinant (Belgien). Ein Kupferschmied, in frühneuhochdeutscher Sprache auch Kesselmacher genannt, ist ein Handwerker. Im ursprünglichen Sinne fertigt er durch Treiben verschiedene Gebrauchs- und Ziergegenstände aus unlegiertem Kupfer und Kupferblech: Gefäße für den Küchengebrauch, Käsekessel,[1] Sektkühler,[2] sakrale Kunstobjekte, Schmuck, Reliefs, Statuen und Dachabdeckungen.[3][4] Bis eine aus Kupferblech getriebene Gugelhupfform als fertiges Werkstück die Kupferschmiede verlässt, braucht es 40.000 Hammerschläge.[5] Carl Alexander Heideloff beschreibt in seinem 1834 veröffentlichten Werk Das goldene Ehrenbuch der Gewerke und Zünfte im Kapitel Der Kupferschmidt die von ihm ausgeführten Arbeiten wie folgt: „Die Arbeit der Kupferschmidte ist sehr mannichfaltig; ausser ihrer Werkstatt arbeiten sie auch auf Thürmen, Kuppeln und Pallästen, welche sie mit Kupferplatten belegen; sie versehen die Gebäude mit kupernen Rinnen und Schläuchen, Kupferbedachung wird für die dauerhafteste aller andern Arten gehalten. Sie machen auch große Braupfannen, deren manche 30 – 40 Zentner wiegt; sogar Särge von Kupfer sind schon gemacht worden. Mit Vergnügen betrachtet man in wohlgeordneten Küchen die dem Golde gleich blank gescheuerten Wasserbutten, Stützen, Fleischschaffe, Zuber, Fisch-, Wasch- und Schwankkessel, die netten Bekken, Torten-Model und Scharte, die soliden Leuchter und Lampen und noch eine Menge anderer Kupfer-Geräthe.“[6] Im Gegensatz zum Eisen verarbeitenden Schmied bearbeitet der Kupferschmied seinen Werkstoff kalt. Lediglich zum Weichglühen wird Hitze angewendet, traditionell mit Hilfe einer Esse. Typische Werkzeuge sind: Amboss, Schraubstock, Beiß- und Schneidzange, Kugelhammer, Schlichthammer, Schweiffhammer, Sickenhammer, Stemphammer, Spannhammer, Treibhammer, Polierhammer, Feilen, Schabeisen, Grabstichel, Meißel und Lötkolben.[7][8] Im Zuge der industriellen Veränderung und der damit einhergehenden Nachfrage nach verfahrenstechnischen Apparaten begann der Kupferschmied auch Druckbehälter, Kolonnen, Wärmetauscher, Rührkessel, Autoklaven und Reaktoren zu bauen. Dabei wird das Kupfer auch mit zur Hilfenahme einer Acetylen-Sauerstoff-Flamme warm umgeformt, um den teils hohen Umformgrad zu erreichen. Beispielsweise beim Schmieden von Bundkragen, Aushalsungen an Böden oder Zargen und bei der Ausfertigung schmiedeeiserner Stutzen.[9] Zudem wurden die Kupferbauteile erst durch Gasschmelzschweißen und später mit dem Verfahren WIG-Schweißen mittels Hitze stoffschlüssig gefügt. Durch diesen technologischen Fortschritt verwandelte sich der Kupferschmied zum Kupferschweißer, der durch die rasante Ausweitung des Werkstoffgebiets, insbesondere in den für die chemische Industrie arbeitenden Betrieben, mehr und mehr die Rolle des klassischen Schmieds ablegte und die eines Schweißers annahm.[10][11][12] Inhaltsverzeichnis 1 Kupferschmied: Unterschiedliche Berufsbezeichnungen im Laufe der Jahrhunderte 2 Der Kupferschmied im Wandel der Zeit 2.1 Der Ursprung des Kupferschmiedens 2.2 Ab dem 3. Jahrtausend vor Chr. 2.3 In der Bibel und in der Theologie 2.4 Als Schutzpatron und Nothelfer 2.5 In der griechischen Mythologie 2.6 Im Mittelalter, in der Renaissance und in der Neuzeit 2.7 Erfinder und Hersteller von Feuerspritzen 2.8 Industrielle Revolution: Vom Handwerk zur Industrie 2.9 Vom Kupferschmied zum Kupferschweißer 3 Ausbildungsberuf 4 21. Jahrhundert 4.1 Aserbaidschan 4.2 Bosnien und Herzegowina 4.3 China 4.4 Deutschland 4.5 Griechenland 4.6 Iran 4.7 Mexico 4.8 Rumänien 4.9 Türkei 5 In Kupferblech getriebene Meisterwerke (Im bisherigen Artikel nicht erwähnt) 6 Adaptionen in Literatur, Malerei, Musik, Volkstanz, Theater und Aberglaube 6.1 Literatur 6.2 Malerei, Grafik, Lithografie 6.3 Musik 6.4 Volkstanz 6.5 Theater 6.6 Aberglaube 7 Kupferschmiede-Dynastien 8 Bekannte Kupferschmiede (Im bisherigen Artikel nicht erwähnt) 9 Der Kupferschmied auf Wanderschaft 10 Ausgewanderte Kupferschmiede 11 Nach bekannten Kupferschmieden benannte Straßen und Ortsteile 12 Nach dem Beruf des Kupferschmieds oder einer Kupferschmiede benannte Straßen und Gassen 13 Denkmalgeschützte Kupferschmieden (Werkstätten, Häuser) und Zunftbrunnen 14 Kupferschmiedemuseen, Freilichtmuseen 15 Verbände, Vereine, Institute 16 Sonstiges 17 Trivia 18 Siehe auch 19 Literatur 20 Weblinks 21 Einzelnachweise Kupferschmied: Unterschiedliche Berufsbezeichnungen im Laufe der Jahrhunderte Kessler oder Kesselmacher: In frühneuhochdeutscher Sprache bis Mitte des 15. Jh.[13] Kupferschläger: Bis zum 19. Jh., vornehmlich in Niedersachsen.[14] Durch die berufliche Neuordnung in Industrie und Handwerk. (Siehe auch Kapitel Der Ausbildungsberuf Kupferschmied): Anlagenmechaniker mit den Fachrichtungen Apparatetechnik sowie Versorgungstechnik (1987). Behälter- und Apparatebauer (1998). Weitere Bezeichnungen: Kupferkesselschmied, Kupferkessler, Koopersläger, Kupfer-Hammerschmied. Veraltete Bezeichnungen / Schreibweisen: Kupfferschmidt, Kupferschmid.[15] Wilhelm Polzer, Polizeikommissar in Wien, beschreibt in seinem im Jahre 1922 publizierten Gaunerwörterbuch für den Kriminalpraktiker, die in der Ganovensprache für einen Kupferschmied verwendeten Ausdrücke: Gordelmelochner = Kupferschmied, Kesselflicker; Harta / Hartas = Schmied, Kupferschmied.[16] Kalderasch, beziehungsweise Kalderaš leitet sich vom rumänischen Wort căldărar „Kesselschmied“ (căldare „Kessel“) „Kupferschmied“, ab. Es ist die Bezeichnung einer (Berufs-)Gruppe der Roma.[17] „s Kopferschmeds“ wurden die Nachkommen des Kupferschmieds Anton Schierscher-Tschetter (1813–1900) genannt, die ebenfalls das Kupferschmiede-Handwerk erlernt und ausgeübt haben. (Mindestens 3. Generationen.) Allesamt Mitglieder eines Familienzweiges des alteingesessenen Schaaner-Geschlechts, einer bedeutenden Familie in der Liechtensteiner Grafschaft Vaduz.[18] Der Kupferschmied im Wandel der Zeit Der Ursprung des Kupferschmiedens Die Geschichte des Kupferschmiedens beginnt mit der Verfügbarkeit des Werkstoffes Kupfer.[19] Als ein in der Natur elementar vorkommender Reinstoff, zählt es, neben Gold, zu den ersten von Menschen gezielt bearbeiteten Metalle. Die ältesten, aus gediegenem Kupfer hergestellten Schmuckplättchen wurden im anatolischen Çayönü ausgegraben und auf das 8. Jahrtausend v. Chr. datiert.[20][21] Circa 7.500 Jahre alte Kupferwerkzeuge, wie Äxte und Meißel, wurden an den serbischen Fundplätzen Pločnik und Krvije ausgegraben.[22][23] Der Übergang von der Steinzeit zu den Metallzeiten begann von ca. 7000 v. Chr. an in Vorderasien. Während der Kupfersteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.), in Vorderasien „Chalkolithikum“ genannt, entwickelte sich der Kupferbergbau und grundlegende Techniken der Kupfer-Metallurgie insbesondere in Südosteuropa und dem Nahen Osten, wodurch sich wiederum die Kupferverarbeitungstechnologien, der handwerkliche und kreative Umgang mit dem Ausgangsmaterial und schließlich das Kupferschmiedegewerbe entfaltete. In Iran sind Artefakte aus kalt gehämmertem Kupfer seit dem präkeramischen Neolithikum (frühe Jungsteinzeit) bekannt.[24] Berühmt ist die Werkstatt eines Kupferschmieds aus Tappe Ghabrestan, datiert in die erste Hälfte des 4. Jahrtausend vor Christi. Es wird vermutet, dass es sich bei den frühbronzezeitlichen Kuppelöfen aus Shahdad um Anlagen zur Verhüttung von Kupfer handelt. Wahrscheinlich war das Kupferschmiedehandwerk in Arisman, wo seit 2000 regelmäßige Feldforschungen des in Teheran ansässigen Deutschen Archäologischen Instituts stattfindenden, eine saisonal begrenzte, möglicherweise von Gruppen durchgeführte Tätigkeit, insbesondere der Spezialwissen erfordernde Verhüttungsvorgang. In der ehemaligen, in der heutigen iranischen Provinz Fars gelegenen Stadt Tal-e Malyan, einem der zentralen Fundorte der protoelamischen Zeit, lassen sich annähernd vierzig handwerkliche Tätigkeiten nachweisen, die in kleinen Werkstätten innerhalb einzelner Wohnhäuser ausgeführt wurden. Nichts deutet auf die Existenz von in Vollzeit arbeitenden Spezialisten hin. In dem ebenfalls zeitgleichen, jedoch kulturell anders orientierten Tappe Hesar hatte man sich auf die Verarbeitung und den Handel mit Lapislazuli spezialisiert, wobei auch Keramik und Kupfergeräte hergestellt wurden.[25] Das Kupferschmiedehandwerk ist somit eines der ältesten metallverarbeitenden Handwerke der Menschheitsgeschichte.[26][27] Der wohl bekannteste Mensch der Kupferzeit ist der als Kältemumie erhaltene Ötzi, der um 3300 v. Chr. lebte und bei seinem Tode ein fast vollständig erhaltenes Kupferbeil mit sich trug. Ab dem 3. Jahrtausend vor Chr. Die Kupferschmiedekunst wurde seit dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. von den Assyrern, später in größerer Vollendung von den Griechen betrieben. Bereits im Alten Ägypten hatte der Beruf des Kupferschmieds ein staatlich anerkanntes und entsprechend gewürdigtes Ansehen, wie der Papyrus Wilbour deutlich macht: „[…] mindestens in der 20. Dynastie wurde die Zuweisung von Feldern nicht nur an Soldaten durchgeführt, sondern auch an andere Berufe, wie Hirten, Honigsammler, […] Kupferschmied […].“[28] Der britische Ägyptologe John Romer erzählt in seiner vor etwas über 3000 Jahren, zur Zeit der Ramessiden, spielenden, wissenschaftlichen Publikation, Sie schufen die Königsgräber, die Geschichte der altägyptischen Arbeitersiedlung Set Maat, dem heutigen Deir el-Medine, in der Nähe der ehemaligen Hauptstadt Ägyptens Theben gelegen. Seine Erzählung erwähnt an mehreren Stellen einen Kupferschmied namens Pecha-ru.[29] Im 11. Jahrhundert v. Chr. soll sich im ägyptischen Theben ein Pharaonengrabraub-Komplott zugetragen haben, wo bei der Plünderung der Grabstätte unter anderem auch Kupferschmiede beteiligt gewesen sein sollen. Gerichtsprotokolle, bekannt als Papyrus Abbott, sollen ein Beweis dafür sein.[30][31] Hermann Junker (1877–1962), beschreibt in seinem, im Jahre 1936 erschienen dritten Bericht über die „Grabungen auf dem Friedhof von Giza“, dass sich in Felskammern der archäologischen Fundstätte Abusir Darstellungen von Szenen des täglichen Lebens zu Beginn der 5. Dynastie finden: Unter anderem „Kupferschmiede bei der Arbeit“.[32] Im Jahre 2009 fanden französische Archäologen vom Institut für archäologische Forschungen in Ägypten in Ain Suchna eine Werft aus der Pharaonenzeit, in der Kupferschmiede ihrer Arbeit nachgingen.[33] In dem 1915 erschienenen Werk des Kunsthistorikers und Museumsfachmanns Wilhelm von Bode (1845–1929) Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin beschreibt der Ägyptologe Heinrich Schäfer (1868–1957) im Kapitel Ägyptische Zeichnungen auf Scherben, die dargestellten Kupferschmiede: […] Und die treffliche Skizze der Kupferschmiede beim Treiben eines großen Kruges […] können aus den bewegten Szenen stammen, die uns das Leben der Ägypter der 18. Dynastie in den Gräbern der Scheich Abd el-Qurna und Qurnet Murrai so entzückend schildern.[34] Vučedol war eine Siedlung von Landarbeitern, Viehzüchtern, Jägern und Kupferschmieden, die von 3000 bis 2200 vor Christus ihr goldenes Zeitalter erlebte. Vučedol ist eine bedeutende archäologische Fundstätte und heutzutage ein Ortsteil der kroatischen Stadt Vukovar in der auch das Museum der Vučedol-Kultur ansässig ist.[35] Im Römischen Reich gehörten Kupferschmiede einem zunftähnlichen Zusammenschluss der Handwerker an, dem collegia opificum. „[…] Aus alten Schriften wissen wir, dass die Kupferschmiede mit ihrem Lärm“ (Anm. hervorgerufen durch das Bearbeiten eines Kessels mit einem Hämmerchen, wobei den Bruchteil einer Sekunde einen Schlag vom nächsten trennt) „eine ständige Begleiterscheinung in den Straßen Roms waren.“[36] In der antiken Metropole Roms lebten die Kupferschmiede, wie auch andere Handwerker, im dicht besiedelten Stadtviertel Subura.[37] Die Bezeichnung Kupferschmied wurde bereits um 1200 vor Christus von den Hethitern als Parabel in einer Weisheitsgeschichte verwendet.[38] In der Bibel und in der Theologie In der Lutherbibel wird im 1. Buch der Könige (1.Kön 7,13-45) von einem Hiram von Tyrus berichtet (nicht zu verwechseln mit Hiram, König von Tyros), „[…] der war ein Kupferschmied, voll Weisheit, Verstand und Kunst in allerlei Kupferarbeit. Der kam zum König Salomo und machte ihm alle seine Werke.“[39] An anderer Stelle, (2. Timotheus 4:9-22 SCH51) wird Alexander der Kupferschmied erwähnt, „[…] er hat mir viel Böses erwiesen; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.“[40] Im 2. Buch der Chronik, deren Handlung größtenteils parallel zum 2. Buch der Könige verläuft, heißt es im zweiten Teil, Die Könige Judas und der Jerusalemer Tempel, in Kapitel 12, Absatz 24, Fers 12 (2 Kön 12,1-17): Der König und Jojada übergaben das Geld den Meistern, die für die Bauarbeiten am Tempel verantwortlich waren. Diese stellten Steinmetzen und Zimmerleute sowie Eisen- und Kupferschmiede an, die den Tempel renovieren und alle Schäden beseitigen sollten.[41] Das Grundgefühl einer nicht aufzuhebenden Differenz zwischen dem, was die theologischen Lehre zu verkündigen hat, und dem, was das Theater als Schein vor Augen führt, artikuliert der Patriarch von Konstantinopel und Kirchenvater Johannes Chrysostomos (349-407) im 4. Jahrhundert in einer Predigt, in der in einer Theateraufführung ein als König maskierter Kupferschmied mitspielt. […] „Solange die Zuschauer dasitzen und die Aufführung dauert, so lange sind auch die Masken in Geltung; kommt aber der Abend, dann ist das Spiel zu Ende und alle gehen nach Hause. Dann werden die Masken beiseitegelegt, und der bei der Darstellung ein König war, entpuppt sich jetzt vielleicht als ein Kupferschmied. Die Masken sind abgelegt, die Täuschung ist vorüber, die Wahrheit tritt zutage. […] So geht es auch am Ende dieses Lebens. Das gegenwärtige Leben ist wie ein Theater. Armut und Reichtum, Herrschaft und Dienstbarkeit und dergleichen, überhaupt die Schicksale dieses Lebens sind nur Schein. Einst aber wird dieser Tag vorüber sein … Dann ist das Spiel zu Ende, die Masken sind abgelegt, und geprüft wird dann ein jeder und seine Werke … Und wie man bei uns nach dem Schluss des Theaters, wenn man … den Gelehrten im Schauspiel jetzt als Kupferschmied wieder sieht, seine Verwunderung äußert und sagt: Ei, war der da im Theater nicht ein Gelehrter, und hier sehe ich jetzt, dass er ein Kupferschmied ist! War jener im Theater nicht ein König, und nun sehe ich, dass er ein ganz geringer Mann ist! - so wird es auch einst in der anderen Welt gehen.“[42][43] Als Schutzpatron und Nothelfer Carl Alexander Heideloff benennt in seinem Werk Das goldene Ehrenbuch der Gewerke und Zünfte Eligius von Noyon als den Schutzpatron der Kupferschmiede. Der Anfang des Kapitels Kupferschmied zeigt eine Lithografie von ca. 1835, darauf der „Ehrenfahnen Traeger der Kupferschmidte“. Die Ehrenfahne trägt die Farben Kupferrot und Gelb, worauf mittig Eligius von Noyon als Schutzpatron dargestellt ist. Seitlich vom Träger ist das Zunftwappen abgebildet.[44][45] Andere Quellen nennen den Heiligen Veit als Schutzpatron der Kupferschmiede.[46] Das Haus Zauner, in der Dr. Imhof Straße Nr. 10 in Berchtesgaden war früher eine Kupferschmiede. In einer spitz zulaufenden Nische am Eckpfeiler des Hauses, steht, in einem Kupferkessel und von einem kunstvollen Kupferdach geschützt, eine farbig gefasste, aus Gips gegossene Figur des Hl. Vitus. Die Figur wurde um 1926 angebracht und beim Neubau des Hauses 1960 wieder in die Fassade integriert.[47] Darüber hinaus finden der heilige Maurus und der heilige Benedikt von Nursia[48] als Patrone der Kupferschmiede Verehrung. In der griechischen Mythologie „Bei den alten Völkern mußten die Opfer-Messer von Kupfer seyn. Ovid legt der Medea eine aus Kupfer geschmidtete Sichel bei. So waren auch die Schutzwaffen der alten Griechen, Perser, Phönizer von Kupfer und Pausanias schreibt, daß solche selbst bei den Römern noch zur Zeit des Servius Tullius nicht von Eisen, sondern von Kupfer gewesen wären; Hesiod und Isodorus beweisen, daß man sich sogar eines Pflugs von Kupfer beim Ackern der Felder bedient habe.“[49] Seit alter Zeit berichten zahlreiche Kulturen vom handwerklichen Geschick und der dadurch herausgehobenen, gesellschaftlichen Stellung des Schmieds. In den Texten wird, neben dem Eisen, auch von geschmiedetem Kupfer berichtet. Im Mittelalter, in der Renaissance und in der Neuzeit Kupferschmied, historische Darstellung aus dem 16. Jahrhundert Im Mittelalter zählte der Kupferschmied zu den verbreiteten Berufen.[50] Im Goldenen Ehrenbuch der Gewerke und Zünfte heißt es: „Kupferschmidte kommen zu Nürnberg im 14. Jahrhundert vor und waren damals von den Keßlern verschieden, deren Geschäft sich schon durch ihre Benennung ausspricht. 1462 verfertigte ein Nürnberger Kupferschmidt, Namens Sebastian Lindenast die Bilder oder Figuren zum Uhrwerke auf dem Portal der Marienkirche, und noch heutigen Tages hat Nürnberg geschickte Meister unter seinen Kupferschmidten aufzuweisen.“[51] Die Belebung der Kunsttechnik im Mittelalter und Renaissance stellte auch an die Kupferschmiedekunst höhere Aufgaben. Wasch- und Kühlgefäße, Vasen und Jardinièren wurden in Kupfer getrieben und zudem reich ornamentiert. Erstmals werden kupferne Bettwärmer, dem Vorgänger der Wärmflasche, hergestellt.[52][53] Für den kirchlichen Gebrauch wurde aus starkem Kupferblech Kelche, Ciborien, Peristerien, Vortrag-, Altar- und Reliquienkreuze, Hostienbüchsen, Reliquienbehälter in Form von Köpfen, Büsten, Händen, Füßen usw., Relieffiguren zum Schmuck von Tragaltären, Tabernakeln, Monstranzen, Ostensorien, Krümmen für Bischofsstäbe getrieben oder auch über Holzkernen gehämmert, um ihnen die beabsichtigte Gestalt und Plastizität zu geben. Zudem wurden sakrale Gegenstände meist vergoldet. Das zu jeder Zeit vielseitiges Wirken eines Kupferschmieds drückte der deutsche Spruchdichter Hans Sachs in seiner Schrift Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden, wie folgt aus: „Ich mach auff hohe Thürn dir Knöpff, Eymer damit man Brunnen schöpfft, Badkeßll, Trög vnd die Badwannen, Feuivr Kuffen, Breuivkeßl. Pfannen, Klein und groß Kessel zu dem waschen, Hellhäffn, Külkeßl vnd Weinflaschen, Fleischscheffel, Spülnepff, Wasser Stütz, Brennhüt zum Wasser brennen nütz.“[54] Kupfer und Kupferschmiede sind das Wahrzeichen und der „rote Faden der Geschichte“ von Villedieu-les-Poêles.[55] Gegen 1130 schenkte Heinrich I., Sohn von Wilhelm der Eroberer, König von England und Herzog der Normandie, dem Orden vom Spital des heiligen Johannes zu Jerusalem, dem späteren Malteserorden, den kleinen Weiler Sienntre im Sienne-Tal, der somit zur ersten Komturei Frankreichs wurde. Basierend auf den vom König verliehenen Sonderrechte sicherte der Aufschwung des Kupferhandwerks den Erfolg dieser fortan den Namen Villedieu les Saultchevreuils tragenden Besiedelung. Anfang des 18. Jahrhunderts schätzte der Intendant von Caen die Zahl der Kupferhandwerksmeister, Pfannenschmiede, Kupferschmiede und Kesselmacher auf 80 und die Zahl der Arbeiter in dem Bereich auf 600. Aufgrund ihrer ohrenbetäubenden Arbeit, dem ständigen Hämmern und Schmieden, nannte man die Einwohner „Les Sourdins“, was, abgeleitet von „sourd“ und aus dem Französischen übersetzt, „Die Schwerhörigen“ bedeutet.[56] Aufgrund seiner seit Jahrhunderten währenden Tradition rund um den Werkstoff Kupfer und diesen zu Schmieden, wurde Villedieu-les-Poêles mit dem Stadt und Kunsthandwerk-Label Ville et Métiers d’Ar ausgezeichnet, das 1992 auf Initiative von Kommunalpolitikern im Rahmen eines Vereins gegründet wurde.[57][58] Im Jahre 1362 wird erstmals die Stadtuhr des Breslauer Rathauses erwähnt. Der Kupferschmied Petzold verpflichtet sich, die große Stadtuhr lebenslang zu warten. Diese wird in einem vom Meister Swelbel und den Vertretern der Stadt Oppau 1368 abgeschlossenen Vertrag als Breslauer Rathausturmuhr bezeichnet. Die in der Stadt ansässige Kupferschmiede wird erstmalig 1363 erwähnt.[59] Von den ungarisch-preußischen Handelsbeziehungen mit Kupfer im Mittelalter profitierten auch die Kupferschmiede. In den Stadtbüchern aus dem Deutschordensstaat ist oft über Cuprifaber oder Cupersleger (Kupferschmiede) zu lesen.[60] Im Zeitalter der Spätgotik und der Renaissance genossen die in Nürnberg arbeitenden und sich bei ihrer Arbeit bewährten Kupferschmiede ein Ansehen als (Handwerks-)Künstler. Namentlich aufgeführt in den Nürnberger Ratsverlässe.[61][62] Im Spätmittelalter war Nürnberg eines der größten Markt- und Verarbeitungszentren von Kupfer, dessen Versorgung durch die Hütten an der Pegnitz bis nach Thüringen und Böhmen gewährleistet war. Ein weiterer überregionaler Kupferhandelsplatz war Augsburg. Von diesem Einfluss profitierte ebenfalls das Ingolstädter Handwerk. In kleineren und mittleren Städten genügten ein bis zwei Meisterbetriebe, die allein oder mit höchstens einem Gesellen oder Lehrling arbeiteten. Sie waren ohne weiteres im Stande, den lokalen wie den Bedarf des ländlichen Umfeldes abzudecken. Das zum Herzogtum Bayern-Ingolstadt zählende Urbar von 1417 nennt für Ingolstadt drei Kupferschmiede, die zu Fuhrleistungen oder Hofstättenzins verpflichtet waren. Die Gewerbeordnung von ca. 1580 erwähnte Kupferschmiede, um 1636 wird häufiger das „ehrbare Handwerk der Kupferschmiede“ erwähnt und 1835 sind im Gewerbekataster immerhin noch zwei Kupferschmiede, Joseph Zoetl und Ander Remold, verzeichnet.[63] Sebastian Lindenast der Ältere war ein deutscher Kupferschmiedemeister. 1513 verlieh ihm Kaiser Maximilian I. das Vorrecht, die von ihm gefertigten kupfernen Gefäße und Schalen zu vergolden. 1509 entwarf Lindenast für die zweite Kunstuhr der Nürnberger Frauenkirche die prächtigen Figuren des Männleinlaufens. Neben anderen, namentlich ebenfalls bekannten Meistern wurde er verpflichtet, die Figuren aus Kupferblech zu treiben, zu versilbern und teilweise zu feuervergolden.[64] 1578 gründeten die in Aachen und Umgebung ansässigen Kupferschmiede ein eigenes Ambacht mit 56 Mitgliedern.[65] Sie verarbeiteten die Halbfabrikate der reichen Kupfermeister und waren nicht selten von ihnen und von dem auf ihren Kupferhöfen produzierten Messing abhängig. Eine wichtige Rolle spielte das Kupfer bei der Technik des Grubenschmelzes. Auch bei emaillierten Geräten wurden die sichtbaren Kupferteile vergoldet. Die Renaissance bevorzugte den Erzguss und die Edelschmiedekunst, wodurch die Kupferschmiedekunst in den Hintergrund gedrängt und auf die Anfertigung von Gefäßen und Geräten für den bürgerlichen Gebrauch beschränkt wurde.[66] Erst im Jahre 1608 erhielt ein Kupferschmied den Auftrag, für den Zeitglockenturm in Bern „grosse runde kupferine schyben, daruff die buchstaben gemalen“ anzufertigen. Obschon der in der Berner Altstadt stehende Turm bereits 1220 fertig gestellt wurde, bestand fast 400 Jahre lang kein Bedarf für gut lesbare Zifferblätter. Das akustische Zeitsignal der Glocke genügte.[67] Im Jahre 1618 wurde die bereits 1577 vom Rat der Stadt Freiberg beschlossene Erhöhung des auf dem Obermarkt stehenden Rathausturmes „in seiner Mauerung um 13 Ellen“ umgesetzt. Den Kupferbeschlag für das Dach lieferte der Kupferschmied Gajpar Auermann. Ebenfalls mit den Arbeiten beschäftigt war der Kupferschmied Caspar Starke.[68][69] Um das Jahr 1647 arbeiteten die beiden Kupferschmiede Hans Pulle und Theophil Rauer am Kupferhammer Thießen. Ob der mit der Gründung des Kupferhammers in Verbindung gebrachte Kupferschmiedegeselle „Salomon“ bereits 1603 dort arbeitete, ist nicht sicher belegt.[70][71] Im Jahr 1690 wurde im tschechischen Český Krumlov (deutsch, Krumau) der Turm des gleichnamigen Schlosses gründlich restauriert. Der mit den Arbeiten beauftragte Hauptmeister war der Kupferschmied und Bürger Jan Steckel, dem drei Arbeiter zur Seite standen. Die Schindeldeckung von Dächern und Überdachungen wurde durch Kupferbleche ersetzt, die aus Jindřichův Hradec (deutsch, Neuhaus) beschafft wurden. Zudem wurde aus Kupfer ein neuer Hauptturmknopf mit Wimpel und gehämmerten Wappen gefertigt, die das eggenbergische und schwarzenbergische Adelsgeschlecht zeigten.[72] Das im Landkreis Nürnberg bei Weißenbrunn befindende Heidenloch, eine künstlich geschaffenen Abbauhöhle, entstand durch den seit Jahrhunderten dort abgebauten Silbersand (Poliersand). Dieser wurde mit Wagen, Schubkarren und in Säcken in die umliegenden Dörfer und Städte, vor allem auch nach Nürnberg gebracht. Moritz Hoffmann, Professor der Medizin und Botanik an der nürnbergischen Universität Altdorf, berichtet in seiner 1694 in lateinischer Sprache erschienenen „medizinisch-botanischen Beschreibung des Moritzberges“, dass der in der Höhle gewonnene feine Sand nach Nürnberg an die Kupferschmiede zum Polieren des Kupfers gebracht würde.[73] In den Jahren 1695–1750 und 1913 waren im Bürgerbuch der seinerzeit deutschen Stadt Küstrin, dem heutigen Kostrzyn nad Odrą, 48 Einwohner mit dem Beruf Kupferschmied eingetragen. In der Gemeinde Alt-Drewitz waren es 13 Kupferschmiede in den Jahren 1939/40.[74] Dort wo es Brauereien gab, war die Handwerkskunst der Kupferschmiede gefragt. Beispielsweise zur Herstellung und zur Reparatur von Sudkesseln, Kühlschiffen und Destillierapparaten. Ein Beispiel dieser beruflichen Verbindung ist der Bamberger Kupferschmied Christian Schulz, der Begründer der Schulz-Dynastie. Der seinerzeit bedeutendste Auftrag war die Dacheindeckung der Türme des Bamberger Doms nach den Plänen von Johann Jakob Michael Küchel in den Jahren 1765–1767. Bei den Schlussarbeiten verlor Kupferschmiedemeister Tobias Schulz, Enkel von Christian Schulz, am 31. Dezember 1767 durch den Sturz vom Südostturm sein Leben. Er wurde im Kreuzgang des Domes begraben.[75][76] Nach einer handgroßen Skizze von Johann Gottfried Schadow und nach einem von den Gebrüdern Wohler aus Holz gebauten Pferdemodell trieb der Hofkupferschmied Wilhelm Ernst Emanuel Jury (1756–?) im Jahre 1794 die das Brandenburger Tor krönende Quadriga in Kupfer.[77][78] Beschrieben ist der Bau der Quadriga in dem Familienblatt Die Gartenlaube, Jahrgang 1888, Heft 27, S. 467, „Das Viergespann auf dem Brandenburger Thore“. Einen besonders guten Ruf genossen die Kupferschmiede der mittelalterlichen belgischen Stadt Dinant, weil sie nicht nur gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, sondern auch Figuren, Leuchter, Kandelaber, Chorpulte für Kirchen aus Kupfer- und Messingblech hämmerten. Ende des 17. Jahrhunderts kam man, um den teuren Bronzeguss zu vermeiden, auf den Gedanken, Kolossalstatuen aus Kupferplatten herzustellen, die über einem Holzmodell geschlagen und dann vernietet wurden. Der 10 m hohe, auf der Wilhelmshöhe bei Kassel stehende Herkules ist ein Beispiel für diesen Zweig der Kupferschmiedekunst, der später durch Georg Ferdinand Howaldt wieder belebt und vervollkommnet wurde. Zwischen 1713 und 1717 fertigte der Augsburger Kupferschmied Johann Jacob Anthoni (* 29. September 1688 in Brötzingen; † 22. August 1750 ebenda) den Herkules, bei dem es sich um eine der weltweit frühesten, aus Kupfer getriebenen Kolossalstatuen handelt.[79][80] Die Kupferbleche, aus denen Anthoni den Herkules schuf, wurden im Messinghof in Kassel geschmiedet.[81] Im Jahre 2013 erhob die UNESCO den Kasseler Herkules zum Weltkulturerbe.[82] Der Heimatforscher Konrad Knebel beschreibt in den Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins die Bedeutung der Zunft der Kupferschmiede für die Stadt Freiberg. […] „Im Jahre 1824 gab es nur vier Kupferschmiede.“ […] „Ein hervorragender Erwerbszweig war in der Bierbrauerei.“ […] „Wer den Vorzug genoss, als Ratskupferschmied beschäftigt zu werden, hatte daher sein gutes Auskommen.“ […] „Und was bedurfte das Haus alles in Kupfergeräten! Bei der Ausstattung der Tochter wurde der Kupferschmied hervorragend in Anspruch genommen. War doch das Kupfergerät der Stolz der Hausfrau bürgerlichen Standes […].“[83][84] Knebels Beschreibung umfasst den Zeitraum von 1384 bis 1843 und schließt im letzten Kapitel mit der namentliche Erwähnung der in jener Zeit in Freiberg wirkenden Kupferschmiedemeistern.[85] Um ihre Geschäftsinteressen gemeinschaftlich zu fördern, schlossen sich bereits im frühen Mittelalter Kupferschmiede zu fachlichen Interessenvertretungen zusammen. Aus diesen Zünften gingen im Laufe der Zeit die Innungen hervor. Beispiele: 1592, Innung für das Kupferschmiedehandwerk, den Apparate- und Rohrleitungsbau zu Hamburg.[86][87] 1733, Gründung der Kupferschmiede-Innung (neben zahlreichen anderen Handwerksinnungen) am Zerbster Fürstenhof.[88] 1900, Behälter-, Apparatebauer- und Kupferschmiede-Innung, Handwerkskammer Karlsruhe.[89] Behälter-, Apparatebauer- und Kupferschmiede-Innung Baden-Württemberg.[90] Wo Kupfermühlen bestanden, bildeten die Kupferschmiede mit den Hammerschmieden eine Zunft und hießen im Gegensatz zu diesen Werkstätter. Die Kupferschmiede in Cerdon gilt als eine der letzten Kupfermühlen Europas, die noch bis 2010 an ihrem ursprünglichen Standort produzierte.[91] Der auf das Jahr 1482 zurückgehende Tobiashammer in Ohrdruf wurde 1816 von den Kupferschmieden D. F. Daniel und J. F. Marquardt übernommen. 1839 erfolgte der Verkauf an den aus Gotha stammenden Kupferschmiedemeister Carl Maelzer. Die auch heutzutage noch durch die Kraft der Ohra über vier Wasserräder angetriebene Schau-Schmiedehammeranlage mit ihren fünf funktionstüchtigen Fallhämmern, einem Walz-, Schleif- und Pochwerk, sowie Glühöfen, ist seit 1983 ein technisches Denkmal und Museum.[92][93] Der deutsche Komponist, Dirigent, Gesangspädagoge und Violinist Louis Spohr erzählt in seinen in den Jahren 1847 bis 1858 entstandenen Lebenserinnerungen[94] (Erstdruck 1860/61)[95] in dem am 1. Februar 1817 beginnenden Kapitel „Neapel“ von den dort auf der Straße arbeitenden Handwerkern, unter denen sich auch Kupferschmiede befänden.[96] Im Jahre 1875 erhielt der Kupferschmied Johannes Ulrich Amsler über einen Verpflichtungsschein den Auftrag, […] das Dach des an den Grimmenturm angrenzenden Nebengebäude so mit Känneln zu versehen, dass das Wasser von demselben, dem zum Turm gehörigen Höfli unbeschadet, auf die Strass oder in den Abzugsgraben ablaufen kann.[97] Erfinder und Hersteller von Feuerspritzen Kupferschmiede waren seit jeher an der Erfindung, der Herstellung und der Reparatur von Feuerspritzen beteiligt. Diese, mit Muskelkraft zu betreibenden Feuerlöschpumpen wurden zur Brandbekämpfung eingesetzt. Des Kupferwertes wegen, nahmen die Kupferschmiede auch alte Feuerspritzen in Zahlung.[98] Ein bedeutender Hersteller von Feuerspritzen war Otto Hermann Koebe (1852–1932), der 1878 Luckenwalde eine Metallgießerei mit Kupferschmiede zur Pumpenherstellung gründete.[99] Nach dem Neubau einer Fabrik im Industriegebiet stellte er die ersten Saug- und Druckspritzen, später auch Dampfspritzen und Elektro-Motorspritzen her, woraus sich das „Feuerlöschgerätewerk Hermann Koebe“ entwickelte. Für die Abprotzspritze „Triumph“, die von nur einem Mann bedient werden konnte, erhielt er am 3. März 1905 sein erstes Patent. Koebe-Produkte wurden weltweit eingesetzt.[100] Am 11. Juni 2008 feierte das Unternehmen sein 130-jähriges Firmenjubiläum.[101] Beispiele von Erfindungen, Herstellungen und Reparaturen (Auswahl) 1702 kaufte die Stadt Bad Säckingen einer Feuerspritze von dem Kupferschmied Michael Costanzer, Bürger zu Biberach an der Riß.[102] 1722 lieferte der Feuerspritzenmacher und Kupferschmied Noa Kurt Hardten aus Biberach an der Rieß dem Klosteramt Maulbronn seine erste „einfache mittelmässige grosse Feuerspritze“ zum Preis von 180 Gulden, einschließlich Lederschläuchen.[103] Hans Jakob Wirz (1705–1764), Kupferschmied und Obmann, erfand ein Pumpwerk sowie eine Feuerspritze, die zugleich als Schlag-, Wend-, und Schlauchspritze gebraucht werden konnte. 1741 erteilte ihm der Rat das obrigkeitliche Privileg für die Herstellung solcher Spritzen im Kanton Zürich innerhalb der nächsten 25 Jahre. 1746 erhielt er vom Stadtrat den Auftrag, acht neue Schlauchspritzen zu liefern. 1760 unterstützte er den Torfabbau in den Basler Landgemeinden, indem er zu diesem Zweck Wasserpumpen einrichtete.[104] Der Kupferschmied Anton Offburger aus Engen/Hegau fertigte 1792 eine Feuerspritze für den Betreiber des Wirtshaus Krone in Tiefenstein, Johann Mayer (1756–1816). Dieser beauftragte einen Maler damit, auf der Vorderseite der Feuerspritze folgenden Spruch aufzutragen: Gegenwärtige Feuerspritzen ist dem Herrn Johannes Mayer Wirth auf dem Eisenhammer in Diefenstein gehörig nächst Gerwihl 1792. Die Feuerspritze ist Teil einer Sonderausstellung im Görwihler Heimatmuseum.[105] Johann Conrad Fischer (1773–1854), ließ sich im väterlichen Betrieb zum Kupferschmied und Feuerspritzenmacher ausbilden.[106] Seit 1760 fertigte man dort Feuerspritzen. Beispiele: 1820 eine Feuerspritze für die Gemeinde Uesslingen;[107] 1824 eine Feuerspritze (Einzelstück);[108] 1824 eine Feuerspritze (Einzelstück) an die Gemeinde Altdorf.[109] 1825 eine Handfeuerwehrspritze.[110] Die während seiner Zeit als Unternehmer hergestellten Feuerspritzen sind in seinen Tagebüchern aufgeführt.[111] 1818 fertigte der in Schweinfurt ansässige Kupferschmied Christof Ernst Krackhardt eine Handdruckspritze. Diese wurde in einem kleinen Dorf im Steigerwald gefunden und dem Feuerwehrmuseum Mechenried zur Ausstellung übergeben.[112] 1824/25 konstruierte Krackhardt für die Schweinfurter Feuerwehr zwei neue mit Windblasen versehene Tragspritzen um fl.280 und fl.240 und nahm dafür zwei alte, stoßweise arbeitende Spritzen um fl.75 zurück.[113] Im Sommer 1828 hatte der Gemeinderat von Wädenswil den Mechaniker Ulrich Schenk (1786–1845) aus Worblaufen mit dem Bau der neuen Spritze beauftragt. An Martini sollte das Gerät eintreffen. Der Winter hielt Einzug und noch immer warteten die Wädenswiler auf die bestellte Feuerspritze. Der hiesige Kupferschmied Suter traute dem Berner Mechaniker nicht mehr und fertigte auf eigene Rechnung eine Feuerspritze an. Diese wurde im Dezember 1828 in Betrieb genommen.[114] 1844 erhielt der Kupferschmied Johann Georg Storz aus Tuttlingen in Württemberg eine Patenturkunde für eine Feuerwehrspritze. Er beschreibt seine Pumpe derart, dass sie sowohl bei Hub als auch bei Druck Wasser ansaugen würde.[115] Industrielle Revolution: Vom Handwerk zur Industrie Mit dem Beginn der Industriellen Revolution und bedingt durch die rasante Entwicklung der chemischen Industrie etablierte sich der Kupferschmied durch sein handwerkliches Geschick auch im Apparate- und Behälterbau.[116] Ein Musterbeispiel für den erfolgreichen Wandel vom kupferschmiedenden Handwerker zum Großindustriellen ist der deutsche Kupferschmiedemeister und Erfinder Carl Justus Heckmann, der im Jahre 1819 in Berlin das nach seinem Familiennamen benannte Heckmannwerk gründete.[117][118] Vom Kupferschmied zum Kupferschweißer Ein weiters Musterbeispiel für die erfolgreiche Entwicklung von der ursprünglichen Handwerkskunst hin zum industriellen Großapparatebau ist der Kupferschmiedemeister Carl Canzler, Gründer des gleichnamigen Unternehmens. In seinem Verständnis führte die natürliche Weiterentwicklung des alten Kupferschmiedegewerbes zum modernen Apparatebau.[119] Gemeinsam mit seinem Werkmeister, Richard Samesreuther (1880–1949), erfand er den Canzler-Draht, der am 1. Oktober 1912 vom Kaiserlichen Patentamt patentiert wurde.[120][121] Am 14. Juli 1914 erfolgte die Patentierung des Canzler-Drahts durch das United States Patent and Trademark Office.[122] Mit diesem war es erstmals in der Geschichte der Schweißtechnik möglich Kupfer zu schweißen, wobei die Nähte sowohl säurebeständige Eigenschaften aufwiesen, als auch die mechanisch-technologischen Eigenschaften im kritischen Bereich der Wärmeeinflusszone erfüllten.[123][124] Weil dieses stoffschlüssige Verfahren Schweißen weitaus höhere Festigkeiten gewährleistete, verdrängte der Canzler-Draht das bis dato gängige Fügeverfahren Nieten aus dem Apparatebau. Anfänglich insbesondere bei der Fertigung von Lokomotiv-Feuerbüchsen brachte die geschweißte Kupferverbindung außerordentliche Vorteile gegenüber der genieteten.[125][126] Im Laufe der kommenden Jahre entwickelte und perfektionierte Carl Canzler die „Kunst des Kupferschweißens“, wozu auch das Doppelseitige, gleichzeitige Schweißen von Rohrlängsnähten in senkrechter Position zählte; in den Anfangsjahren durch die Technologie des Gasschmelzschweißen mit Acetylen und Sauerstoffflamme.[127] Im Jahre 1946 kam der US-amerikanische Schweißer Russel Meredith erstmals auf die Idee, Wolfram als Elektrodenmaterial und ein Inertgas zum Schutz des Schmelzbades vor der Umgebungsluft zu verwenden. Er nannte das Verfahren Heliarc, woraus sich das WIG-Schweißen entwickelte, dass alsbald auch zum Kupferschweißen dickwandiger Bauteile verwendet wurde, wie beispielsweise aus Kupfer gebaute Reaktoren und Wärmetauscher.[128][129][130] Gleichsam mit der Weiterentwicklung der Schweißverfahren erweiterte sich das Werkstoffgebiet. Bereits im Jahre 1940 verarbeitete die Kupferschmiede Canzler, die sich zu einem Lieferanten für Kunden in der chemischen Industrie entwickelt hatte, neben Kupfer und kupferplattierten Blechen auch Aluminium, Reinnickel und nickelplattiertes Flussstahlblech, Monel, Walzbronze und unterschiedliche Chrom-Nickelstähle wie V2A und V4A, Remanit 1880 SS-Stahl, Deutro-9 SS-Stahl und Thermax 10, die allesamt als Synonym für Rostfreier Stahl stehen. Durch diese industrielle Ausrichtung verwandelte sich der Kupferschmied zum Kupferschweißer, der mehr und mehr die Rolle des klassischen Schmieds ablegte und die eines Schweißers annahm.[131] Ausbildungsberuf Video: Kupferschmied in Aktion, 1978 Ursprünglich stammt das Berufsbild Kupferschmied aus dem Handwerk. Die erste Ausbildungsordnung trat am 9. Oktober 1939 in Kraft. Gesellen- und Meisterprüfung wurden von der Handwerkskammer abgehalten. Der Industrieberuf Kupferschmied wurde am 1. August 1941 anerkannt.[132] Die für die betriebliche Berufsbildung in nichthandwerklichen Gewerbeberufen zuständige Stelle im Sinne des Berufsbildungsgesetzes (§71 BBiG) war die Industrie- und Handelskammer die auch die Zwischen- und Abschlussprüfungen abhielt.[133][134] Am Ende ihrer Schulzeit vor der Berufswahl stehenden jungen Männern wurde Mitte der 1960er Jahre das Berufsbild des Kupferschmiedes wie folgt erklärt: „Kupferschmied: Die Bearbeitung von Buntmetallen und ihrer Legierungen, vorab dem Kupfer und Messing, sowie das Verzinnen, Falzen, Bieten, Nieten, Löten, Schweißen von Blechen und Rohren und viel anderes muss dem Kupferschmied geläufig sein, um Trichter, Schöpfer, Pfannen, Waschherdkessel und weitere Gefäße und Geräte herstellen zu können. Viele Fertigkeiten und Kniffe sind zu erlernen. Handwerkliche Begabung und praktische Veranlagung sind für den Erfolg in Lehre und Beruf wichtig. Lehrzeit in Industrie und Handwerk 3 1/2 Jahre.“[135] Im Zuge der beruflichen Neuordnung wurde am 1. August 1987 der von der Industrie ausgebildete Kupferschmied durch den Nachfolgeberuf Anlagenmechaniker mit den Fachrichtungen Apparatetechnik sowie Versorgungstechnik abgelöst, (gültig bis 1. August 2004). Entsprechend der Änderung der Kupferschmiede Ausbildungsverordnung (KupfSchmAusbV) ging am 25. März 1998 der vom Handwerk ausgebildete Kupferschmied im Nachfolgeberuf Behälter- und Apparatebauer auf.[136][137][138][139] 21. Jahrhundert Traditionelles Kupfergeschirr und -besteck in Beypazarı, Türkei. Insbesondere in orientalischen Ländern, wie Indien und Iran, aber auch in einigen Donauländern, ist die handwerkliche Verarbeitung von Kupfer bis heute erhalten geblieben, weil derartige Gegenstände im Alltagsleben Verwendung finden.[140][141][142] So werden nach wie vor Kannen, Schalen, Becken, Schüsseln, Lampen und dergleichen mehr in Kupfer getrieben und zur Vermeidung einer durch Oxidation sich mit der Zeit bildenden Patina, nicht zu verwechseln mit Kupfer(II)-acetat, verzinnt. An den Außenseiten mit Gravuren und Ornamenten verziert, so dass der kupferfarbene Untergrund zu dem hellgrauen Zinnüberzug einen optisch ansprechenden Kontrast bildet. Eine ebenso wichtige Rolle spielt das Kupfer bei den ostasiatischen Emailarbeiten. Zur Herstellung von Statuen, Leuchtern, Tempelgeräten, Gongs, Spiegeln und dergleichen mehr wird in China, Japan und Hinterindien eine Legierung verwendet, deren Hauptbestandteil Kupfer bildet. 2023 wurde Künste, Fertigkeiten und Praktiken im Zusammenhang mit der Gravur auf Metallen (Gold, Silber und Kupfer) für eine Reihe von Nationen von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[143] Aserbaidschan In Lahıc (auch Lahidsch), einer Siedlung in den aserbaidschanischen Bergen, wurde bereits im 11. Jahrhundert kunstvolles Kupfergeschirr hergestellt. In Lahidsch hergestelltes Geschirr wird in den berühmtesten Museen der Welt ausgestellt, beispielsweise im Louvre. Außerdem haben Archäologen in verschiedenen Regionen Aserbaidschans Kupfermünzen entdeckt, die im Mittelalter in Lahic hergestellt wurden. Im Jahre 1923 gab es in Lahic über 200 Kupferwerkstätten. Im Jahr 2015 wurde die Kunst der Kupferschmiede von Lahidsch in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[144][145][146] Bosnien und Herzegowina Kenan Hidić ist Kupferschmied in dritter Generation und arbeitet in der Werkstatt seiner Familie in der Altstadt von Sarajevo. Das im Basarviertel Baščaršija ansässige Kupferschmiedehandwerk ist ein Erbe der osmanischen Herrschaft, wobei die durch das Viertel führende Kazandžiluk (die Kupferschmiedestraße oder Kupferschmiedegasse), nach den Handwerkern benannt, die die Straße seit dem 16. Jahrhundert säumen.[147] China Einer der seit dem 16. Jahrhundert wichtigsten Handwerkszweige der südostanatolischen Stadt Gaziantep ist die bis heute intensiv bestehende Kupferschmiedekunst.[148] Der an der Kulturstraße Tarih ve Kültür Yolu gelegene, vermutlich im 19. Jh. erbaute, aus einstöckigen Geschäften bestehende Kupferschmied Bazar (Gaziantep Bakırcılar Çarşısı) ist eine historische Einkaufspassage. Die Besonderheit der dort hergestellten Kupferprodukte ist deren handwerkliche Fertigung aus einem einzigen Stück Kupfer. Es werden keine Verbindungsverfahren wie Löten und Schweißen angewendet.[149][150][151] Das Dorf Baita in der autonomen Präfektur Chuxiong der Yi-Nationalität in der südwestchinesischen Provinz Yunnan ist in China als „Dorf der Kupferschmiede“ bekannt. Historischen Aufzeichnungen zufolge ist die Gegend sehr reich an Kupferressourcen. Bereits in der Ming-Dynastie wurde dort in großem Umfang Kupfer abgebaut. Im Jahr 2013 wurde die Kupferherstellung von Baita in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Provinz Yunnan aufgenommen. Der in Baita lebende Kupferschmied Wang Zixing (* 1953) ist der Überlieferer dieses immateriellen Kulturerbes. Schon im Alter von 16 hat er begonnen, die Technik von seinem Vater zu erlernen.[152] Deutschland Auch in Deutschland gibt es nach wie vor nach alter Tradition arbeitende Kupferschmiede, wie beispielsweise zur Topfherstellung und anderer aus Kupfer hergestellter Gegenstände.[153][154][155][156] Griechenland In Thessaloniki, im ehemaligen Quartier der Kupferschmiede, befindet sich die aus dem 11. Jahrhundert stammende, orthodoxe Kirche Panagia Chalkeon, deren Name, ins Deutsche übersetzt, die „Jungfrau der Kupferschmiede“ bedeutet. Seit über 2.000 Jahren beschäftigt man sich in diesem Stadtviertel mit Kupfer.[157][158] Heutzutage (Stand 2022) existieren nur noch ein paar Läden, in denen das traditionelle Handwerk praktiziert und Kupferhandel betrieben wird.[159] Iran Die im Nordwesten Irans gelegene Stadt Zandschan (transkribiert auch Zanjan), wurde im Januar 2020 vom World Crafts Council zur World City of Filigrane ernannt. Zum Zeitpunkt der Ernennung waren in Zandschan etwa 230 Filigrankünstler in 50 Werkstätten tätig, wovon 45 aktive Handwerksdisziplinen zertifiziert wurden, darunter das Kupferschmiedehandwerk.[160] Laut des Tourismuschef der Region, Seyed Saeid Safavi, wird Zandschan als neues Mitglied des Creative Cities Networks der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) bewertet. Zandschan sei qualifiziert für die Auszeichnung als UNESCO-Kreativstadt.[161][162] Mexico Das im mexikanischen Bundesstaat Michoacán gelegene Tarasken Städtchen Santa Clara del Cobre wird im Hinblick auf das dort seit Jahrhunderten gepflegte, weltberühmte Kupferschmiedehandwerk als die „Kupferhauptstadt der Amerikas“ bezeichnet.[163] Die im Stadtzentrum gelegene Plaza wird von aus Kupfer geschmiedeten Straßenlaternen beleuchtet. Es gibt zahlreiche Kupferwerkstätten, in denen man die Herstellung von Kesseln verfolgen kann, es gibt Kupferläden und ein Kupfermuseum. Mitte August findet die jährliche Kupfermesse »Feria Nacional del Cobre« mit Ausstellungen und Veranstaltungen statt, bei der die schönsten Arbeiten prämiert werden. Die 55. Nationale Kupferausstellung, die gleichzeitig die 76. Nationale Ausstellung von gehämmertem Kupfer darstellte, fand in Santa Clara del Cobre statt.[164][165] Rumänien Der Kupferschmied und Roma Victor Clopotar (* 1982), erlernte das Schmieden, wie es die Tradition seiner Familie und der Kalderasch vorsieht, von seinem Vater und einem Onkel. Früher lebten sie nomadisch, zogen über die Dörfer, reparierten Kupferkessel und verkauften ihre selbstgefertigten Metallwaren. Vom Regime des Diktators Nicolae Ceaușescu wurden sie zur Sesshaftigkeit gezwungen und an vorgegebenen Orten angesiedelt. So kam sein Vater Anfang der 1980er Jahre nach Brateiu, einem Dorf in Siebenbürgen, einem Zentrum des Kupferschmiede Handwerks. Zu Beginn waren es fast zwanzig Familien, die das traditionelle Handwerk ausübten. Heutzutage sind noch drei übrig. Die Wiener Designerin Nadja Zerunian entdeckte Clopotar und sein Talent zum Kupferschmieden bei einer Ausstellung von Roma-Handwerkern in Wien. Mit mehreren Partnern gründete sie die Hilfsorganisation Corizom, die Handwerkern in benachteiligten Gemeinschaften einen Lebensunterhalt verschaffen will. Corizom hat unter anderem Projekte in Rumänien, Albanien, Georgien und Ungarn angestoßen. Im April 2022 war Cloptar Aussteller auf der Homo Faber, einer Schau für zeitgenössisches Handwerk in Venedig.[166] Im Juni stellte er seine Handwerkskunst auf der Messe Design Miami in Basel aus.[167][168][169] Türkei Heutzutage sind im Basarviertel der südosttürkischen Provinzhauptstadt Şanlıurfa traditionelle Handwerker, wie Kupferschmiede, immer noch anzutreffen.[170][171] Ein in Muğla sich seit mindestens vier Generationen entwickelndes, sich zumeist in Familientradition fortsetzendes Kunsthandwerk ist das der Kupferschmiede. Das im Südwesten der Türkei gelegene Zentrum ist der Landkreis Kavaklıdere.[172] Der östlich angrenzende Nachbarlandkreis Elmalı mit seiner gleichnamigen Hauptstadt, ist ein weiteres Zentrum des Kupferschmiedekunsthandwerkes.[173] In Kupferblech getriebene Meisterwerke (Im bisherigen Artikel nicht erwähnt) Berolina, 1895 enthüllte Statue von Emil Hundrieser, die ehemals auf dem Berliner Alexanderplatz stand. Hermannsdenkmal, erbaut zwischen 1838 und 1875 nach den Entwürfen von Ernst von Bandel.[174] Quadriga auf dem Brandenburger Tor. „Gigantengruppe“[175] (drei Riesen die eine Weltkugel tragen) auf dem heutigen Museum für Kommunikation an der Leipziger Straße in Berlin. Der einen Drachen niederstechende Erzengel Michael über dem Hauptportal der Friedrichswerderscher Kirche am Werderschen Markt im Berliner Ortsteil Mitte. Die original Terrakottafigur nach einem Modell von Ludwig Wilhelm Wichmann wurde zunächst 1904 durch eine Kopie in Kupfer, 1986/87 durch eine bronzene Nachbildung ersetzt. „Apollon im Greifenwagen von Tieck“ als Skulptur über dem Haupteingang des Berliner Schauspielhauses.[176] Vergoldete Kupferarbeiten „Löwenfontäne“ im englischen Landschaftsgarten Glienicker Park. „Fortuna“ auf dem gleichnamigen Portal des Potsdamer Stadtschloss. „Die drei Grazien“ auf der Kuppel des Neuen Palais im Park Sanssouci.[177][178] Die drei, durch das gleichnamige Gemälde Raffaels inspirierten Grazien sind Aglaia (die Glänzende), Euphrosyne (der Frohsinn) und Thalia (die Festfreude). „Der goldene Rathausmann zu Dresden“.[179] Statue „Die triumphierende Religion“ die ihren Fuß auf einen Totenschädel stellt. Auf der Spitze des Kuppelturms des Französischen Doms am Berliner Gendarmenmarkt.[180] Statue „Die christlichen Tugenden“, (Allegorie auf die Tugend), auf der Spitze des Kuppelturms des Deutschen Doms am Berliner Gendarmenmarkt. Kuppelbekrönung des Marmorpalais im Neuen Garten in Potsdam.